Jahrestreffen FiN-Familien in Not bei KSM

Bildung als Wachstumsmotor – Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche in der Region

Unter diesem Motto stand das diesjährige Jahrestreffen Familien in Not – FiN am 29. Februar 2024 bei der KSM Castings Group. Ein Thema, das nicht neu ist, jedoch zunehmend an Brisanz gewinnt. Dies betonte nicht allein Bernd Westphal, MdB und wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD Bundestagsfraktion im Rahmen seines engagierten Impulsvortrags zum Thema „Bildung und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen in unserer Region“.

Auch Detmar Kampmann, COO der KSM Castings Group, und Thomas Buschjohann, Stiftungsvorstand der Stiftung FiN und langjähriger Mitarbeiter der KSM Castings Group, ließen in ihren begrüßenden Worten keinen Zweifel daran, wie wichtig gesellschaftliche Zugehörigkeit, Gemeinsamkeit, konstruktives Denken, Engagement und die Vermittlung von Bildung und Hoffnung sind. Eben jene Kernpunkte, die sich FiN zur Aufgabe gemacht hat. KSM hatte die Stiftungsmitglieder gemeinsam mit Ihren Unterstützern und Förderern anlässlich des Jahrestreffens der Stiftung an den Firmenstandort in Hildesheim eingeladen.

Wie engagiert gerade FiN immer wieder die „Extra-Meile“ geht, wurde allen Zuhörer*innen spätestens im Rahmen der Posiumsdiskussion deutlich – besetzt mit Matthias Mehler, dem Vorstandsvorsitzenden des Verbandes Unternehmer Hildesheim, Ellen Osterode-Meyer, der Leiterin der Realschule Himmelsthür, Gisela Sowa, der Koordinatorin der Stiftung FiN, Malte Spitzer, dem ersten Stadtrat Hildesheims, Dezernent für Jugend, Soziales, Schulen und Sport und Bernd Westphal. Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hildesheim Region (HI-REG) mbH Matthias Ullrich.

„Wir brauchen unbürokratische Hilfe,“
startete Gisela Sowa in die Runde. Sie ist diejenige, die prekäre Situationen in den Beratungsgesprächen nur zu oft hautnah erlebt, die die Anfragen liest und die Verzweiflung in den Gesichtern sieht. „Es ist zunehmend wichtiger, jenseits der institutionellen Strukturen unbürokratische Hilfe zu leisten und den Betroffenen Hoffnung zu geben. FiN will genau das vermitteln und in die Gesellschaft tragen. Diejenigen, die sich an FiN wenden sind manchmal vor Herausforderungen gestellt, von denen sich viele Menschen gar nicht vorstellen könnten, dass es sie in unserer heutigen Gesellschaft überhaupt noch gibt“, so Gisela Sowa weiter. Ein Thema beträfe unter anderem immer wieder das Bildungs- bzw. Schulsystem – häufig als selbstverständlich angenommene Grundvoraussetzungen: Beispielsweise die Versorgung der Schüler*innen mit IPads im Rahmen der Digitalisierung der Schulen, ein Unterrichtsutensil, das die Familien privat anschaffen müssen. Doch viele Eltern könnten sich das finanziell einfach nicht leisten. Ein vermeintlich kleiner Aspekt, der auf direktem Wege zu weiteren Fragen führt: Was kann von Familien erwartet werden? Von Elternteilen, die alleinerziehend sind – oder auch wenn beide berufstätig sind und nur knapp den Lebensunterhalt für die Familie bestreiten können. Nicht nur die Schulen, sondern auch Eltern haben in diesen Zeiten mit erhöhten Herausforderungen zu kämpfen – noch mehr dann, wenn zusätzlich auch eine notwendige sprachliche und textliche Kompetenz nicht vorhanden sind bzw. erst erlernt werden muss. Wie machen wir zukünftig Teilhabe möglich?

Ellen Osterode-Meyer beschreibt die Situation der Schulen anschaulich: Schule müsse inzwischen, neben der eigentlichen Unterrichtsarbeit, viele Bereiche abdecken, die in ihrer Fülle schon personell nicht zu bewältigen seien. Es ginge neben Beziehungsarbeit, Spracharbeit, Sozialarbeit, Integrations- und Inklusionsarbeit immer weniger um die Vermittlung von Unterrichtsinhalten. Eine Herausforderung sei es oftmals bereits, allen Schüler*innen ein gemeinsames Lernlevel zu ermöglichen. Abgesehen davon seien die verfügbaren Mittel und Ausstattungen der Schulen sehr unterschiedlich.

Die Gesellschaft muss als Gemeinschaft unterstützen
Angesprochen darauf, welches Konzept die Stadt Hildesheim diesbezüglich habe, beschrieb Malte Spitzer die Situation der Stadt im Hinblick auf das Thema Bildung als ausbaufähig, wies allerdings auch darauf hin, dass Staat, Land, Kommune und nicht zuletzt die Stadt zukünftig nicht die Alleinigen sein könnten, die Bildung auf einen besseren Weg bringen. Die Gesellschaft und damit auch das Thema Schule habe sich in den zurückliegenden Jahren verändert – das Bildungssystem stünde dieser Entwicklung noch nach. Wichtig für eine gute und nachhaltige Bildungsentwicklung und das Erreichen von Bildungsgerechtigkeit sei es, sogenannte begleitende Umgebungen, die die institutionellen Einrichtungen wie Schulen und KiTas umgeben, zu erweitern bzw. einzurichten. Diese müssten von der Gesellschaft als Gemeinschaft initiiert und getragen werden.

Bernd Westphal nahm den Faden auf und bekräftigte, dass zweifelsohne der Ausbau und die Verbesserung der Bildungschancen elementares Ziel der Politik seien – betonte jedoch ebenfalls, dass unsere Gesellschaft hierfür eine Mitverantwortung trage und zu jeder Form von Unterstützung aufgerufen sei. Viele Unternehmen seien diesbezüglich bereits auf einem guten Weg. Dies nicht zuletzt bedingt durch den Fachkräftemangel.

Die Probleme sind nicht neu
Sehr deutlich stellten die Podiumsteilnehmer*innen heraus, dass das Kernproblem keinesfalls die derzeitige Einwanderung- bzw. Flüchtlingssituation sei. „Im Gegenteil,“ so Westphal, „wir brauchen jeden, der zu uns kommt. Die Bildungssituation sei im Rahmen der Flüchtlingsdebatten lediglich wieder in den Vordergrund gerückt. Dem konnte Matthias Mehler aus seiner eigenen Geschichte heraus nur beipflichten. Er schilderte eindrücklich aus eigener Erfahrung, wie er selbst, als eines von sechs Kindern, bei seiner alleinerziehenden Mutter in prekären Verhältnissen aufgewachsen sei. Er habe am eigenen Leib erfahren, wie wichtig eine Perspektive und eine Unterstützung von außen sei. Diese Unterstützung müsse keineswegs aus dem System heraus kommen und auch nicht materiell gelagert sein. Wichtig sei es, den Willen zu wecken bzw. zu erhalten, die betreffende Lebenssituation verlassen zu können. Kinder und Jugendliche respektive ihre Familien sollten gerade in dieser Hinsicht mehr Unterstützung statt Ausgrenzung erfahren – speziell in schwierigen Lebenslagen. Seine Geschichte sei nun rund 40 Jahre alt. „Wenn wir heute noch die gleichen Probleme diskutieren wie vor 40 Jahren, haben wir nicht viel geschafft“, resümierte Mehler.

Keiner darf zurückbleiben
Einigkeit bestand unter den Teilnehmenden, dass Zusammenarbeit und Zusammenhalt unerlässlich sind: Den vorhandenen Herausforderungen könne die Gesellschaft nur als Einheit begegnen und jede Form von gesellschaftlicher Spaltung sei zu vermeiden. „Mit unserem Engagement bei FiN wollen wir neben materieller Unterstützung „soziales Kapital“ vermitteln – Mut, Selbstvertrauen, Hoffnung. Wir setzen uns füreinander und gemeinsam für Menschen ein. Gemeinsames Engagement gegen Bildungsarmut ist nicht nur eine Wohltätigkeitsarbeit – es ist ein gesellschaftspolitischer Akt. Bildungsgerechtigkeit ist nicht nur ein ethisches Gebot, sondern eine Voraussetzung für eine gerechte, freie und inklusive Gesellschaft. Lassen Sie uns gemeinsam nach vorn blicken, Ideen entwickeln und innovative Ansätze finden. Lassen Sie uns Bildungsteilhabe fördern, Chancen geben und dadurch unsere gesamte Region stärken. Wir alle sind gefragt. Und wir alle müssen uns bewegen, damit keiner zurückbleibt und Bildungsgerechtigkeit Realität wird,“ schloss Thomas Buschjohann den offiziellen Part des Abends. Im Anschluss an die Diskussion nahmen die rund 80 Gäste die Möglichkeit zum Austausch und Netzwerken in den Räumen der sogenannten „Alten Kantine“ der KSM Castings Group wahr.

Aus gegebenem Anlass, nicht zuletzt, um der Idee von FiN vor Ort einen visuellen Ausdruck zu verleihen, hatten die Azubis von KSM, gemeinsam mit Ihrem Ausbildungsleiter Jörg Gustke, ihren mobilen Messestand aufgebaut und zuvor in der unternehmenseigenen Ausbildungswerkstatt kleine Hände aus Aluminium gegossen. Ein Ausdruck von Gemeinsamkeit und Unterstützung – ganz im Sinne der Idee der Stiftung. Ein herzlicher Dank dafür!



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